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Paarungsverhalten einfach
strukturierter Vierbeiner
Kathmandu/Nepal 2002 |
UNERKANNTE SKULPTUREN
Es gibt Situationen, die über ihren ursprünglichen Zweck hinauswachsen. Wenn jemand einen Sessel
ans Meer stellt oder warum jemand ein Schaufenster zunagelt, warum eine Absperrung in der Asphalt
versinkt oder warum zwei alte Schuhe irgendwo am Pflaster liegenbleiben, dafür gibt es Gründe.
Irgendwer hat sich mehr oder weniger Gedanken gemacht, hat etwas beabsichtigt und Tatsachen geschaffen.
Meistens wurde etwas aufgeräumt, abgedeckt, abgestellt oder gar dekoriert. Es gibt Situationen,
deren Absichten für mich, der zufällig vorbeikommt, nicht mehr ersichtlich sind. Aber das sind
Ausnahmen.
Alles würde im Rahmen der zehntausend Dinge und Zwecke bleiben, wäre da nicht der Blick des Betrachters oder vielmehr eine Geisteshaltung, die die Tatsachen jenseits ihrer beabsichtigten Beschaffenheit wahrzunehmen imstande wäre. Jeder Situation ist ein wenig von der Freiheit zu eigen, über die wir sonst nur im Zusammenhang mit „Skulptur“ reden. Absichtsvolle Arrangements können zu unbeabsichtigten Skulpturen werden. Das, was sie über ihren beabsichtigten Zweck hinauskatapultiert, erreicht uns oft als Absurdes, Kitschiges, Vergebliches, Klägliches. Ein gewisses Misslingen ist dabei, wenn es zu einer gelungenen „Skulptur“ führt. Oder etwas Unpassendes, Unbeholfenes, Vernachlässigtes. Für mich als „Passant“ (– mehr bin ich in diesen Momenten nicht und würde es auch bleiben, hätte ich nicht meine Antennen ausgefahren und eine Minox in der Tasche –) bringen diese Situationen ihre ursprünglichen Zwecke zum Platzen und es entsteht Raum. Lebensnotwendiger Raum für Geschichten, Anmerkungen, für das Spiel des Geistes. |
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Ein paar Schritte bergab
hinter dieser Bäckerei
mußte ich eine wackelige
Holzbrücke überqueren.
Kalopani/Nepal 2002 |
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Die Verwirrung des Menschen
in seiner selbstgeschaffenen Ordnung.
Figueira da Foz/Portugal 1997 |
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Um im Alltag der Menschen präsent
zu sein, schrecken die Götter auch vor
minderen Materialien nicht zurück.
Pai/Thailand 2004 |
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Ob Gott sich nach
vollendeter Schöpfung
ebenfalls den Schweiß
von der Stirn wischte?
Rumbach/Deutschland 2003 |
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Der Vorhang ist gefallen,
die Schauspieler sind längst heimgegangen.
Das einzige, was zu zeigen bleibt, ist ein Faltenwurf
von geradezu gespenstischer Schönheit.
Lauenburg/Schweiz 1999 |
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An trüben Tagen wie diesen
halten es die Bürger für ihre Pflicht,
die Gedanken hier einzuparken.
Offenbach/Deutschland 2004 |
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Jeder findet seinen Platz im Raum –
nur nach welchen Gesetzen,
das können wir nicht einsehen.
Wir sprechen dann von „Zufall“.
Sirmione/Italien 1996 |
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Angesichts so viel Freiheit
und Souveränität in der Wahl der Mittel
konnte ich mich nur still verbeugen
und meines Weges ziehen.
Stranraer/Schottland 1997 |
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Wenn die Herde wacht,
lässt es sich friedlich ruhen.
Connemara/Irland 2003 |
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Katalog-Download
Thomas Dahmen, Unerkannte Skulpturen
(pdf 0,5 MB) |
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